D. Stoker u.a. (Hgg.): Arms Trade in a Global Perspective, 1815-1940

Title
Girding for Battle. The Arms Trade in a Global Perspective, 1815-1940


Editor(s)
Stoker Jr., Donald J.; Grant, Jonathan A.
Published
Westport/Connecticut 2003: Praeger Publishers
Extent
237 S.
Price
Eur 42,00
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Matthias Middell, Zentrum für Höhere Studien, Universität Leipzig

Dies ist eine hervorragend komponierte und auf breiter empirischer Basis beruhende Sammlung von Fallstudien, die in ihrer Zusammenschau tatsächlich eine globale Perspektive ergeben. Der Bogen reicht von der ägyptischen Waffenproduktion des 19. Jahrhunderts über die Rüstungsindustrie in Ost- und Südosteuropa ein Vierteljahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg und das US-amerikanische Flottenmodernisierungsprogramm in den 1880er Jahren einerseits und transnationalen Waffengeschäfte der Zwischenkriegszeit zwischen West- und Osteuropa, der Konkurrenz der Achsenmächte Italien, Japan und Deutschland angesichts der äthiopischen Nachfrage nach technologisch avancierten Waffensystemen andererseits, zu den Bemühungen der außenpolitisch weitgehend isolierten Sowjetunion, ihre Aufrüstung in den 1930er Jahren durch Kooperation bei der Waffenentwicklung und durch Importe aus den USA zu beschleunigen.

Donald Stoker, dessen Herkunft aus dem Strategieprogramm des U.S. Naval War College in seiner parallel erschienenen Monographie über die britisch-französischen Waffengeschäfte mit Lettland 1919-1930 wie auch in der Auswahl der Beiträge und Themen für diesen Band (mit einer leichten Schlagseite zur Marineaufrüstung hin) nicht zu verkennen ist, postuliert in seiner Einleitung, dass sich der Waffenhandel seit dem frühen 19. Jahrhundert globalisiert habe und dass die Phase vor 1914 von jener nach dem Ersten Weltkrieg zu unterscheiden sei. Der Bedarf nach Überwindung eines mit jeder technologischen Neuerung bedrohlicher werdenden Mangels an Zeit und Infrastruktur für die Nachrüstung trieb den internationalen Waffenhandel an. Der zeitliche Zusammenhang zur Industrialisierung – auch des Krieges – ist evident, aber für eine plausible Begründung der gewählten Zäsur bleibt die Darstellung leider zu ungenau.

Hinsichtlich der grundsätzlichen Differenz zwischen zwei Etappen des globalen Waffenhandels gibt der Herausgeber gute Argumente, die sich in den einzelnen Artikeln nachvollziehen lassen. Im 19. Jahrhundert dominierten private Firmen (mit all ihrer Fähigkeit sich politischen und diplomatischen Rückenwind zu Nutze zu machen!) das Geschäft, das den Regeln des Laisser-faire folgte. Für die Zeit nach 1918 hält Stoker dagegen fest:: „business interests came second to diplomatic interests. The deals became state to state arrangements viewed as an extension of political alliances“ (S. XIV).

So überzeugend die Thesen aus dem Material der Fallstudien hergeleitet sind, bleiben doch Wünsche offen: Ist die Datierung des Wandels auf den Ersten Weltkrieg zutreffend, und wie ließe sich dies erklären? Oder gibt der Hinweis auf die deutschen und österreichischen Firmen (Krupp, Schneider, Mauser, Steyr) den Blick auf eine Spur frei, die eine engere Verflechtung von Staat und transnational agierenden Unternehmen seit den 1890er Jahren als neues Globalisierungsmuster andeutet und weniger mit dem Ersten Weltkrieg als mit dem Aufstieg Deutschlands gegenüber dem englischen Freihandelsmodell der Globalisierung zusammenhängt?

Ein Sammelband kann Anregungen für neue Fragen liefern und unterscheidet sich gerade dadurch von einer Gesamtdarstellung, der man Antworten abverlangen würde. Der Band kann schon in diesem Sinne als sehr gelungen bezeichnet werden und hilft, den Waffenhandel als wichtige Dimension der Globalisierung zu verstehen.

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Published on
30.03.2007
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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums 'Connections'. http://www.connections.clio-online.net/
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